Andacht Gemeindebrief
Dezember 2022 – Januar 2023
Weihnachten – Zusammenhalt und Liebe
Heute kommt Felix, sein Sohn. Gegen zehn Uhr am ersten Weihnachtstag wird er gebracht. Von seinen Pflegern. Felix ist in einem Heim für Schwerstbehinderte. Seit vier Jahren lebt er dort. Einmal, weil er dort eine sehr gute Pflege hat – und zum anderen: weil sein Vater es zu Hause einfach nicht mehr schaffte. Waschen, anziehen, kochen, füttern – manchmal am Tag noch einmal umziehen –, das alles ging nicht mehr. Der Vater ist alleine, seit seine Frau und Felix’ Mama gestorben ist. Und es wurde ihm alles zu viel, er ist auch nicht mehr der Jüngste. Trotz seiner Liebe zum Sohn wurde es ihm zu viel. Es brach ihm beinahe das Herz, als der Sohn damals umzog. Aber es ist das Beste so. Für Felix und ihn.
Aber heute, am ersten Weihnachtstag, da kommt er. Der Baum ist geschmückt, das Essen vorbereitet. Felix freut sich und sein Papa auch. Gestern, am Heiligen Abend, hat Felix im Heim gefeiert mit allen anderen. Heute ist er bei seinem Papa und die nächsten drei Tage auch. Sie sind schließlich eine Familie, wenn auch eine kleine. Und das sind sie gerne. Der Vater liebt seinen Sohn. So wie er ist. Felix kann kaum sprechen, sich wenig bewegen. Aber lachen kann er. Über fast alles. Felix liebt seinen Papa. Wenn sie zusammen sind, steht die Welt still. Still vor Liebe. Sie lachen, Papa erzählt oder liest etwas vor; sie schauen fern oder gehen spazieren. Mit Rollstuhl, Wolldecke und Mütze. Manchmal winken ihnen die Nachbarn zu, wenn Vater und Sohn durch die Straßen gehen. Felix kann nicht winken, aber lachen. Und tut das. Ausgiebig. Nach allen Seiten. Auch Weihnachten liebt er. Das Bunte, den Glitzer, die kleinen Geschenke. Alles sind Momente des Glücks. Beinahe Seligkeit. So soll das ja auch sein an Weihnachten. Dass man ein bisschen selig ist. Und einfach sein darf, wie man ist. Ohne sich etwas vorzumachen. Gott sieht uns und sagt: Es ist gut. Gut, dass Felix kommt und Vater und Sohn glücklich sind. Beinahe sorglos. Der Vater kann es kaum noch erwarten. Gleich kommt sein Glück.
Liebe Gemeindeglieder,
wenn in wenigen Wochen Weihnachten wird, trifft sich die Familie, kommen Freunde zusammen. Keiner soll einsam sein, es gibt unterschiedliche Treffpunkte in der Weihnachtszeit, die helfen, dass Menschen Gemeinschaft finden. Wer sich für andere Menschen am Heiligen Abend einsetzen will, kann z.B. im Pavillon der Hoffnung in Leipzig mithelfen, einsamen Menschen einen friedvollen Abend zu gestalten (https://www.pavillon-leipzig.de).
Weihnachten erzählt von der Liebe Gottes, die sich aufmacht, verlorene Menschen aufzusuchen, um sie heimzuholen. Der Evangelist Johannes beschreibt diese Liebe so: „Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hergab. Nun werden alle, die sich auf den Sohn Gottes verlassen, nicht zugrunde gehen, sondern ewig leben“ (Johannes 3,16).
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Advents-und Weihnachtszeit, in der Sie selbst diese annehmende Liebe Gottes spüren und sie auch mit anderen teilen können.
Mit herzlichen Adventsgrüßen auch im Namen aller Mitarbeiter
Pfarrer Thomas Piehler
Bild: Weihnachtsfeier im Pavillon der Hoffnung, Leipzig 2011

nachgezeichnet von Sieghard Junghans (1962-1986), 1979