Andacht Gemeindebrief
Oktober 2024 – November 2024
Liebe Gemeindeglieder, liebe Leserinnen und Leser,
der deutsche Maler und Grafiker Hans Thoma (1834-1924) hat das Bild „Der Bienenfreund“ erschaffen (Titelbild).
Entspannt und konzentriert gleichermaßen beobachtet der Imker das Flugloch. Angst hat er nicht. Die Bienen spüren, dass von ihm keine Gefahr ausgeht. Auch sie erledigen in Ruhe ihr Tagewerk. Bringen Blütenpollen und Nektar ein für die Stockbienen, die Brut und die Königin. Vielleicht sind auch schon Drohnen da, die ebenfalls von ihren „Schwestern“ versorgt werden.
Ein Imker, der regelmäßig das Flugloch seiner Bienenstöcke beobachtet, erfährt viel über den Zustand seiner Bienen. Alle Sinne sind dabei aktiv. Am Flugloch gibt es viel zu sehen, zu hören und auch zu riechen. Es ist faszinierend und tief bewegend, diese besonderen Tiere zu begleiten. Das, was das Gemälde von Hans Thoma ausdrückt, erleben Menschen heute noch: Die Faszination des Bienenlebens. Nachdem die Imkerei lange ein Schattendasein fristete, erlebt sie seit Beginn des neuen Jahrtausends einen regelrechten Boom! Die Nähe zur Natur, das Wissen um die Sinnhaftigkeit dieser Beschäftigung und die Ernte des eigenen Honigs lassen Menschen aktiv werden. Mittlerweile gibt es in Deutschland neben den etwa 500 Berufsimkern über 150000 Hobbyimker*innen – Tendenz steigend.
Vielleicht haben Sie auch schon wie ich den Suptur-Honig genießen können. Auch die Bibel lobt den Honig in höchsten Tönen: Köstlich und heilkräftig!
Blickt man auf die Biene, kann man viel von ihr lernen. Besonders beeindruckend ist ihr Gemeinschaftssinn. Mich berührt es immer wieder, wie Bienen sich umeinander kümmern. Wie ein einziger großer Organismus arbeiten Tausende von Bienen arbeitsteilig miteinander. Jede Jahreszeit hat ihre Herausforderungen. Im Winter wärmen die äußeren Bienen durch die Bewegung ihrer Flügel den Bienenstock. Sind sie erschöpft, gibt es einen Positionswechsel. Nahrung wird gleichmäßig an alle verteilt. Zwar sterben auch im Winter Bienen an Altersschwäche, aber wenn Hunger droht, wird geteilt. Entweder es überleben alle gemeinsam – oder nicht. Da wird nicht etwa nur die eine Clique versorgt und die anderen können sehen, wo sie bleiben. So ist das bei Bienen nicht. In ihrem Sozialverhalten sind sie uns Menschen weit voraus.
Überall ich unseren Gemeinden wird das Erntedankfest gefeiert und der Psalm 104 gebetet:
„Mensch und Tier halten Ausschau nach dir, damit du ihnen Essen gibst zur richtigen Zeit. Du gibst es ihnen, sie sammeln es auf. Du öffnest deine Hand, sie essen sich satt an deinen guten Gaben“ (Psalm 104,27-28, Basisbibel).
Von Herzen wollen wir Gott danken, wie wunderbar er alles geschaffen und weise geordnet hat.
Ich wünsche Ihnen, auch im Namen aller Mitarbeiter, eine gesegnete Zeit des Dankens!
Ihr Pfarrer Thomas Piehler
(Quelle: Werkstatt Liturgie & Predigt, Oktober 2024)