Andacht Gemeindebrief
Dezember 2024 – Januar 2025
Liebe Gemeindeglieder, liebe Leserinnen und Leser,
das zu Ende gehende Jahr 2024 war auch ein „Caspar-David-Friedrich-Jahr“. Mit großen Ausstellungen wurde an den 250. Geburtstag des großen Malers erinnert.
Auf dem Titelbild sehen wir sein Bild „Schiffe im Hafen am Abend“. Für mich ist das ein Sehnsuchtsbild. Beeindruckend finde ich, dass in diesem Bild ganz verschiedene Arten von Sehnsucht eingefangen werden:
- die Sehnsucht, zu neuen Ufern aufbrechen zu können;
- die Sehnsucht, in einem sicheren Hafen ankommen zu dürfen;
- die Sehnsucht, einen lieben Menschen wieder in die Arme zu schließen, der lange fort war;
- die Sehnsucht, den Frieden zu finden, den das Bild ausstrahlt, die Ruhe – für mich selber, für unsere Welt.
Vielleicht sehen Sie noch ganz andere Arten von Sehnsucht in diesem Bild. Und vielleicht regt das Bild Sie an, sich zu fragen: Was ist meine Sehnsucht?
Die Adventszeit ist eine Zeit der Sehnsucht. Wir müssen nicht so tun, als sei in unserem Leben alles perfekt. Es gehört zu unserem Leben, dass manches offen ist, unabgeschlossen. Wir dürfen uns eingestehen, dass das Warten seinen Raum unter uns einnimmt, auch wenn das manchmal quälend ist.
Den Advent begehen heißt, unsere Sehnsucht nicht zu verstecken oder zu überspielen. Wir warten – darauf, dass es besser wird mit dieser Welt. Dass Gott sich zeigt und uns alle zum Frieden bewegt. Advent feiern heißt aber auch, bei aller Sehnsucht das Vertrauen nicht zu verlieren, dass unser Warten einmal ein Ende haben wird, dass das Ersehnte erfüllt wird. Auch wenn wir heute noch nicht wissen, wie und wann genau.
Sehnsucht und das Vertrauen auf Erfüllung besingt eines unserer schönsten Adventslieder – vielleicht hatte es Caspar David Friedrich im Ohr, als er sein Bild von den Schiffen im Hafen gemalt hat:
Es kommt ein Schiff, geladen bis an sein´ höchsten Bord,
trägt Gottes Sohn voll Gnaden, des Vaters ewigs Wort.
Das Schiff geht still im Triebe, es trägt ein teure Last;
das Segel ist die Liebe, der Heilig Geist der Mast.
Der Anker haft´ auf Erden, da ist das Schiff am Land.
Das Wort will Fleisch uns werden, der Sohn ist uns gesandt.
Zu Bethlehem geboren im Stall ein Kindelein,
gibt sich für uns verloren; gelobet muss es sein.
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit,
Ihr Superintendent Jochen Kinder.
Bild für Titelseite „Schiffe im Hafen am Abend
(Caspar David Friedrich)“
Quelle des Bildes (gemeinfrei):