Kunigundenkirche Borna

(erbaut um 1200)

Veröffentlichung der Läuteordnung

Im Sommerhalbjahr finden monatlich Gottesdienste statt. Außerdem wird die Kunigundenkirche für besondere Gottesdienste (Gründonnerstag, Karfreitag, Osternacht) und zahlreiche Konzerte genutzt.

Geschichte und Bedeutung

Die Kunigundenkirche gehört zu den frühen Backsteinkirchen Deutschlands.
Quellen zu ihrer Errichtung sind nicht erhalten. Stilistische Merkmale für eine Datierung des Bauwerks finden sich an dem schmucklosen Bau kaum. Die bauzeitlich erhaltenen Ziegelverbände lassen die Errichtung um 1200 einordnen. Die ursprüngliche Intention für die Gründung und das Patronat ist heute unbekannt. Es ranken sich allerlei Hypothesen zu Entstehung und Bestimmung des früher auch als „Königskirche“ bezeichneten Bauwerks.
Neue Befunde belegen ein Brandereignis wohl nach Mitte des 15. Jahrhunderts. Wahrscheinlich ist in dessen Folge der vorher weitestgehend backsteinsichtige Kircheninnenraum verputz und mit einer farbigen Architekturfassung sowie Wandmalereien versehen worden.
Nach der Reformation fand sie als Gottesackerkirche Benutzung und erlebte mit der Zeit erhebliche Veränderungen, insbesondere um 1620. Es wurden Fenster vergrößert, Emporen eingebaut, eine Holztonne eingezogen, die Nordapsis abgetragen und ein hohes Satteldach über alle Schiffe gesetzt. 1813 diente die Kirche als Lazarett für Versehrte der Völkerschlacht. 1895 endete die Nutzung als Begräbniskirche 1924 – 1933 wurden Kirche und Kirchhof zu einer Gefallenengedächtnisstätte mit Ehrenhain umgestaltet, die Kirche dabei umfassend instandgesetzt.

Unter der Leitung des Dresdner Architekten Emil Högg (1867 – 1954) ist ab 1924 das romanische Kirchengebäude mit der Beseitigung aller nachmittelalterlichen Ein- und Umbauten und der als stilgerecht verstandenen Ergänzung verloren gegangener Teile innen und außen in seiner bis heute erhaltenen Gestalt wieder hergestellt worden.
Hierbei erfolgte unter anderem die vollständige Neuerrichtung der Längsfassaden beider Seitenschiffe, die Wiederherstellung der Öffnungen und der Dächer.

1970/71 sowie 1999 sind Reperatur- und Instandsetzungsarbeiten vorgenommen worden.
2009 erfolgte eine umfassende Instandsetzung der Dächer. 2015 – 2020 wurden, gefördert durch Bundes- und Landesmittel sowie kirchliche Zuschüsse und private Spenden, umfangreiche Maßnahmen zur Feuchteregulierung, zur Instandsetzung, Konservierung und Restaurierung des Inneren und Äußeren der Kunigundenkirche durchgeführt.

Bauform und Gestaltung

Die Kirche ist eine flachgedeckte, dreischiffige Pfeilerbasilika ohne Querhaus, das Mittelschiff als Chorhaus nach Osten verlängert und mit einer Apsis geschlossen. Apsiden finden sich ebenfalls an der Ostseite beider Seitenschiffe.
Fünf Pfeilerarkaden gliedern das Langhaus, in entsprechender Anordnung finden sich Ober- und Untergadenfenster in den Fassaden der Schiffe, nur an der Nordseite ist mittig ein Seiteneingang statt eines Fensters zu finden.
Der Haupteingang liegt hingegen zentral auf der Westseite, die sonst nur einige winzige Fensteröffnungen aufweist, darunter ein kleines Rundfenster über dem Hautzugang. Die Hauptapsis besitzt drei hohe Rundbogenfenster, die Nebenapsiden kleine stilisierte Vierpassfenster. Die streng gegliederte, turmlose Basilika hat trotz ihrer eher geringen Größe eine gewisse Monumentalität in ihrer Außenwirkung. Es gibt am Außenau keine profilierten Gesimse, Friese oder sonstigen Bauschmuck. Auch innen ist der Bau nahezu schmucklos. Die Quadratpfeiler beistzen weder Basis noch Kapitell oder Kämpfer. Die eingestuften Fensteröffnungen sind die einzigen baustrukturellen Gliederungselemente in den ebenen, glatt verputzten Wänden. Der Innenraum wird durch eine farbige Architekturfassung und Wandmalereien geschmückt: Die Pfeiler besitzen rote Fugenbilder, die Langhausarkaturen werden von einem alternierenden Wechsel roter und grün-grauer Quader eingefasst und die oberen Wandabschlüsse allter Schiffe bilden farbige Friese, im Hochschiff ein Mäanderfies. Die Holzdecken sind mit mehrfarbigen Ornamentmustern bemalt. Im östlichen Langhaus befinden sihc an beiden Obergadenwänden mehrere nebeneinander liegende Malereifelder mit Heiligenbildern und szenischen Darstellungen. Im Norden sind es vier gekrönte weibliche Heilige sowie das Martyrium des Hl. Sebastian, im Süden eine Kreuzigung, eine Madonna im Strahlenkranz sowie der Hl. Christophorus. In der Hauptapsis sind Malereifragmente einer „Maiestas Domini“ mit weiteren figürlichen Darstellungen zu erkennen.

Ausstattung

Ein im Nordschiff stehender romatischer Taufstein mit Hufeisenbogenfries soll aus Großstorkwitz stammen. an der inneren Nordwand des Chorhauses steh eine sandsteinerne, einst farbig gefasste Marienskulptur auf einer Wandkonsole, die als Werk des sogenannten Weichen Stils um 1430 gilt. Der auf dem schlichten Altarblock stehende spätgotische Schnitzaltar von 1502 stammt aus der Kirche zu Görnitz, die 1963 dem Tagebau weichen musste. Im Schrein stehen die Heiligen Joachim, Maria und Anna, in den Flügeln kleinere Skulpturen der Heiligen Paulus (?), Barbara, Petrus, Elisabeth (?), Katharina, Nikolaus, Margarethe sowie eines Diakons. An den Langhauswänden stehen nachrefomatiorsche Grabmale und Epitaphe, die ab 1923 vom Gottesacker vor der Kirche geborgen worden sind. Hingegen ist das in einer Nische der Südwand des Chorhauses aufgestellte Renaissanceepitaph für Peter Breitling (gest. 1568) wohl hier errichtet worden. Historisch bemerkenswert sind einzelne Gabmale für 1813 gefallene russische und preußische Offiziere.

Bestandseinordnung

Ihre heutige Gestalt erhielt die Kirche ganz wesentlich durch die Maßnahmen 1923 bis 1933. Im Kern sind die Westwand, die Chorhauswände, die Pfeiler und die Obergadenwände des Hochschiffes sowie die Hauptapsis und die Südapsis noch mittelalterlich. Ergebnis der Maßnahmen nah 1923 sind beide Längsfassaden der Seitenschiffe, die Nordapsis, alle Decken und der Bodenbelag im Langhaus sowie das die Kirche umgebene Traufpflaster. Der Verputz im Innenraum stammt noch in Teilflächen aus dem Spätmittelalter. Die Architekturfassung an Pfeilern und Arkaturen wurden dem historischen Befund nachempfunden. Die gemalten Friese und Deckenfassung dürften hingegen als freie Erfindung der Ausführenden zu interpretieren sein. Auch die Apsismalerei ist vollständige Neuschöpfung, wobei hierbei ein gealterter, fragmentierter Zustand vorgetäuscht worden ist. Immerhin ist der Stucknimbus laut Quellen ein Abguss des hier damals vorgefundenen Originals. Die ins spätere 15. Jahrhundert datierten Malereien der Obergaden wurden nach Ihrer Freilegung 1930 stark überarbeitet.

Name

Über die Herkunft des Namens Kunigundenkirche herrscht keine einheitliche Meinung. Die Gemahlin Heinrichs II., die diesen Namen trug (1201 heilig gesprochen), wäre die eine mögliche Namenspatronin.

Die andere These lautet, Kunigunde könnte sich vom mittelalterlichen „kunning“ (König) ableiten, zumal auch die in der Nähe liegende Mühle heute noch bei älteren Bornaer Bürgern als „Königsmühle“ bekannt ist.

Baustil

Die Kunigundenkirche ist das älteste erhaltene Bauwerk Bornas. Die romanische Basilika ist um 1170 entstanden, etwa zur Zeit Kaiser Friedrich I. (Barbarossa).

Die Kunigundenkirche gehört zu den frühesten Backsteinbauten in Mitteldeutschland. Es ist ein ausgezeichnet proportionierter, schlichter Bau. Die Seitenschiffe enden in eingezogenen Apsiden. Das Mittelschiff setzt sich ohne betonten Chor im Osten fort und schließt ebenfalls mit einer Apsis ab. Das sonst in Mitteldeutschland um diese Zeit nicht übliche Durchlaufen des Mittelschiffes bis zur Hauptaspsis wirkt fast „frühchristlich“. Das Mittelschiff ist flach gedeckt und hat Obergadenfenster. Fünf Rundbogenarkaden vermitteln zu den flachgedeckten Seitenschiffen.

Wandmalereien

Die angedeuteten Figuren in der Hauptapsis sind keine mittelalterlichen Malereien, sondern gehen auf die Restaurierung von 1932 zurück.

Mittelalterlicher Bestand sind die Malereien im Langhaus; eine Kreuzigung, eine Muttergottes im Strahlenkranz und ein Christophorus an der Südseite, drei heilige Frauen (Margaretha, Dorothea und Barbara), eine Muttergottes und ein Sebastian an der Nordseite. Die 1932 freigelegten Wandbilder stammen aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

Ausstattung

Auf einem mittelalterlichen Altarblock mit wahrscheinlich spätgotisch profilierter Mensaplatte hat seit dem Herbst 1999 ein kleiner spätgotischer Altarschrein aus der abgetragenen Dorfkirche in Görnitz seinen Platz gefunden, nachdem in mühsamer Restaurierung die schlimmsten Schäden des nicht mehr vollständigen Altars behutsam behoben werden konnten. Er besteht aus Mittelschrein und zwei Klappflügeln. lm Ersteren steht Maria in der Mitte zwischen Joseph und Anna mit dem Jesuskind.

Die Innenseiten der Klappflügel sind in zwei Etagen gegliedert: es sind die Darstellungen der Apostel Petrus und Paulus, des Bischofs Nikolaus, eines Diakons sowie die im Mittelalter bekanntesten weiblichen Heiligen Barbara, Dorothea, Katharina und Margarethe. Die Flügelaußenseiten zeigen großfigurige Malereien (links Erzengel Gabriel und rechts die Jungfrau Maria) als zweigeteilte Darstellung der Verkündigung.

Als einziges der Kirche seit Jahrhunderten zugehöriges Bildwerk ist eine Muttergottes aus Stein mit Resten einer reichen Farbfassung zu nennen. In der S-förmigen Körperbewegung, die durch die beiderseitigen Faltenkaskaden des Mantels beruhigt erscheint, zeigt sich die Herkunft vom Typ der „Schönen Madonnen“. Die Figur vertritt bereits die Spätphase dieses Typus um 1430. Die weiche, etwas unsichere Bildung der plastischen Oberflächen findet sich sehr ähnlich an der Bauplastik des Chores der Marienkirche wieder, so dass man wohl nicht fehlgeht, wenn man das Bildwerk dem Meister dieses Baues, Hans Wolffhart, zuschreibt.